Allgemeine Informationen zum Abwasser-Netz
Kanalisation
Die Länge des Kanalnetzes auf Gemarkung Wertheim ist durch den Bau von Verbindungskanälen und Erschließungsmaßnahmen für Neubau- und Gewerbegebiete mittlerweile auf rund 290 km angewachsen. Die Überflutungssicherheit mit der Beseitigung von Hydraulischen Engpässen wurde mit erheblichem finanziellem Aufwand deutlich verbessert. Ebenso konnte in Neubaugebieten das Regenwasser abgekoppelt und durch die Entwässerung in Trennsystemen eine weitere Entlastung der bestehenden Mischwasserkanalisation bewirkt werden. Der Bau von Regenrückhaltebecken war Bestandteil dieser Maßnahmen.
Es benötigt eine riesige und ausgeklügelte Infrastruktur um die Abwasserreinigung wirksam zu betreiben. Über 100 Mio. Euro wurden dafür in den letzten Jahrzehnten investiert. Jedes Jahr kommen durchschnittliche 3 Mio. Euro hinzu um die Abwasserbeseitigung auf dem neusten Stand zu halten oder neue Baugebiete zu erschließen. Spezialwissen Fachkompetenz und Innovationsvermögen sind notwendig um das Geld zielgerichtet einzusetzen.
Abwasser braucht Platz
Wenn es stark regnet wird es eng im Kanalnetz. Der Abfluss kann in kürzester Zeit das 200-fache der normalen Menge betragen. Sollten diese Massen zur Kläranlage abgeleitet werden, dann müssten Kanäle und Kläranlagen um ein vielfaches größer ausgelegt werden – eine Vorstellung, die sich allein schon aus wirtschaftlichen Gründen verbietet. Aus diesem Grund sorgen an vielen Stellen im Wertheimer Entwässerungsnetz Regenüberlaufbecken dafür, dass bei Regen der größte Schmutz vollständig aufgefangen wird. Erst wenn es weiter regnet, gelangt das immer noch nachfließende aber nun verhältnismäßig saubere Wasser unmittelbar in den nahegelegenen Bach oder Fluss. Der Verschmutzungsgrad ist jetzt so gering, dass die natürlichen Selbstreinigungskräfte des Fließ-gewässers nicht überfordert werden. Sobald sich die Regenwolken über Wertheim verzogen haben, entleert sich das Becken selbsttätig. Das angesammelte Schmutzwasser fließt langsam in Richtung Kläranlage ab.
Abwasser braucht Abfluss
Es ist inzwischen ganz selbstverständlich, dass sauberes Wasser aus der Leitung fließt. Ganz selbstverständlich verschwindet es kurz darauf als Abwasser im Abfluss. Was für den Verbraucher damit erledigt ist, wird für den ABW zur Hauptaufgabe. Unter den Straßen sammeln sich immer größer werdende Abwasserströme, die in einem ausgeklügelten Entwässerungssystem in die Kläranlagen der Stadt gelenkt werden. Vergraben und somit aus dem Blick geraten, sorgt ein seit über 80 Jahren gewachsenes und immer wieder ergänztes Kanalnetz für den reibungslosen Abfluss unbrauchbar gewordenen Wassers. Das Netz aus anfangs vergleichsweise engen Röhren mit einem Durchmesser von nur 25 bis 50 cm nimmt zunehmend stabilere Formen an, bis es schließlich in bis zu 2 m hohen Hauptsammler gebündelt ist. 296 km Kanalnetz und über 57 Mio. Euro waren nötig um fast alle Grundstücke der Stadt Wertheim zu entwässern.
Nachhaltig und Naturverbunden
In einem gigantischen, von der Sonne angetriebenen Kreislauf, bewegt sich Wasser von der Oberfläche der Ozeane über die Atmosphäre zum Festland und von dort über Bäche und Flüsse zurück ins Meer. Wasser ist eine der Grundvoraussetzungen für das Leben auf der Erde. Längst aber schon hat der Mensch einen eigenen Wasserkreislauf geschaffen und nutzt das Wasser als wichtigstes Lebensmittel wie auch als Reinigungsmittel. Nichts wandelt Wasser jedoch mehr als seine vielseitige und meist nur kurze Nutzung und lässt appetitlich frisches Trinkwasser zu ungenießbarem Abwasser werden. Der kurze Weg von Wasserhahn zum Abflussrohr trennt Welten. Damit dieses Wasser wieder in den Naturkreislauf zurück kann, ohne Schaden anzurichten, braucht es eine gezielte, effiziente und auf technisch hohem Niveau stehende Abwasserreinigung. Hier geschieht Naturschutz pur.
Bei der Abwasserreinigung wird viel Energie verbraucht, aber auch in Form von Klärgas wieder produziert. Um diese zu nutzen, hat der ABW die Zentralkläranlage in Bestenheid mit einem Blockheizkraftwerk ausgerüstet. Dieses nutzt das Klärgas zur Strom- und Wärmeerzeugung. So werden über 300.000 KWh/Jahr umweltfreundlich produziert.
Ratten und andere Probleme
Durch die Entsorgung von Essensresten in den Abfluss werden Ratten angezogen und vermehren sich sehr schnell. Nach den neusten technologischen Entwicklungen werden die Ratten seit 2019 zunächst gezählt durch Sensoren in den Rattenfallen und nach einiger Zeit schließlich mit Rattengift ausgestattet.
Ein weiteres Problem in der Kanalisation stellen Feuchttücher, Tampons und Binden dar, die achtlos in die Kanalisation entsorgt werden. Dadurch kommt es nicht selten vor, dass Abflussrohre verstopfen und durch unsere Kanalkolonne wieder freigemacht werden müssen.
Klimawandel und Versiegelung
Die extremen Wettersituationen nehmen aufgrund des Klimawandels immer stärker zu.
Starkregenereignisse, aber auch lange Trockenperioden gehören zu den Herausforderungen, die in die Planung der Abwasserinfrastruktur mit einfließen müssen.
Auch die stetig steigende Versiegelung trägt dazu bei, dass es bei Starkregen immer häufiger dazu kommt, dass in wenigen Minuten ungeheure Wassermengen in die Kanalisation fließen.
Die Kanäle können gar nicht so dimensioniert werden, dass sie solche Wassermengen ableiten können. Aus diesem Grund werden Regenüberlaufbecken aber insbesondere Regenrückhaltebecken gebaut. Becken mit einer Größe von bis zu 25.000 m³ sorgen dafür, dass Menschen, aber auch ihr Hab und Gut vor Starkregen geschützt werden.
Eine stetige Erweiterung des Kanalnetzes, die Beseitigung hydraulischer Engpässe zur Überflutungssicherheit und die getrennte Entwässerung von Regenwasser und Schmutzwasser in den Neubaugebieten sind dabei die wichtigsten Maßnahmen um diesen Herausforderungen zu begegnen.